Illustration einer jungen Frau mit Smartphone, die ihr Leben dokumentiert.

Erst Lungentransplantation, dann Krebs: Wie Sarah sich zurück ins Leben kämpfte

Nach langem Hoffen und Bangen bekommt CF-Patientin Sarah Schott im Juni 2019 durch eine Spenderlunge die Chance auf ein neues Leben. Nur wenige Monate später der Schock: Bei der 26-Jährigen wird Krebs diagnostiziert. Im Interview verrät sie uns, wie sie mit dem Kampf gegen zwei Erkrankungen gleichzeitig umgegangen ist und es immer wieder schafft, ihre positive Lebenseinstellung nicht zu verlieren.

Erstellung des Artikels: 2022 (zuletzt aktualisiert: März 2024)

Vor fast vier Jahren haben wir das letzte Mal mit Sarah gesprochen – ungefähr ein Jahr vor ihrer Lungentransplantation. Damals ist sie im Alltag stark eingeschränkt und muss viele längere stationäre Aufenthalte verkraften. Dank der Transplantation verbringt die zum Zeitpunkt des Interviews 26-Jährige nun weniger Zeit im Krankenhaus und mehr mit dem, was sie liebt. „Ich kann ganz spontan etwas unternehmen. Bei Freunden oder im Hotel zu übernachten, war vorher nicht möglich oder mit großer Planung verbunden – nun ist das kein Problem mehr“, beschreibt es Sarah. „Wenn wir überhaupt mal Ausflüge gemacht haben, war ich danach eine Woche völlig fertig. Heute unternehmen wir etwas und ich kann am nächsten Tag direkt weiter durchstarten – das ist wirklich eine 180 Grad Wendung“, ergänzt sie. 

Über Sarah
Sarah im Krankenhaus

Sarah im Krankenhaus

Sarah ist zum Zeitpunkt des Interviews 26, lebt in Koblenz und studiert Grundschullehramt im Master. Neben ihrer akademischen Karriere macht sie auf ihrer Instagram-Seite @pinguinkuh mit über 50.000 Followern auf den Alltag mit CF, das Thema Organtransplantation und den Kampf gegen den Krebs aufmerksam. Dabei ist ihr besonders wichtig, auch die verletzlichen und schwierigen Momente zu zeigen – und wie diesen begegnet werden kann. Sarah möchte anderen Betroffenen Mut machen, trotz Herausforderungen ein glückliches Leben zu führen.

Während Sarahs Chemotherapie bekam sie von ihrer Freundin Hanna ein T-Shirt mit dem Aufdruck „Pinguine fressen Krebstiere“ geschenkt. Aus diesem Geschenk mit ihrem Lieblingstier wurde eine wohltätige Geschäftsidee: Zusammen haben sie einen Online-Shop ins Leben gerufen, auf dem unter anderem T-Shirts und Kuscheltiere erworben werden können. Die Einnahmen werden an den gemeinnützigen Verein Atemspende e.V. gespendet, der die Versorgung von Mukoviszidose-Betroffenen unterstützt. Zusätzlich engagieren sich die Freundinnen auch selbst und verteilen die Produkte auf Kinderstationen in verschiedenen Krankenhäusern in Deutschland.

Diagnose Krebs – nur wenige Monate nach der Lungentransplantation

Leider wird Sarahs Leben nur acht Monate nach der Lungentransplantation erneut auf den Kopf gestellt: Während einer Darmverschluss-Operation wird bei ihr ein Lymphom, also ein Tumor, entdeckt. Als Operation gegen ihre Darmbeschwerden geplant, nach der eigentlich alles wieder gut sein soll – steht sie plötzlich ganz am Anfang.

Mukoviszidose-Betroffene haben ein erhöhtes Krebsrisiko, welches durch eine Transplantation zusätzlich ansteigt.[1] Trotzdem ist es für Sarah und ihre Familie ein großer Schock. Es folgten mehrere Therapieversuche: Nachdem weder die Antikörpertherapie noch die 20-wöchige Chemotherapie anschlagen, ist zunächst unklar, wie der nächste Schritt aussehen soll. Doch sie hat Glück im Unglück: Sarahs Arzt schlägt eine T-Zellen-Therapie vor.[2] „Auf diesem Weg konnte mein Krebs bekämpft werden“, erzählt uns Sarah.

Positivität und Optimismus helfen Sarah, den Krebs zu besiegen

Zwischen der Diagnose und der erfolgreichen Behandlung liegen knapp eineinhalb Jahre, in denen Sarah es trotz aller Herausforderungen schafft, positiv zu bleiben. Ein gewichtiger Grund: ihre neue Lunge. „Ich war überzeugt, dass es funktionieren muss. Mir ging es nach der Transplantation so gut wie noch nie zuvor und deshalb war es keine Option für mich aufzugeben. Ich konnte atmen und wusste, wofür sich das Kämpfen lohnt“, erklärt sie bestimmt.

Die Transplantation hat mir wahnsinnig viel Kraft gegeben, auch den Krebs zu überstehen. Sarah Schott

Trotzdem ist es für viele unvorstellbar, wie sie es schafft, in so einer Situation positiv zu bleiben. Auch Sarah kann es kaum erklären: „Hätte ich ein Geheimrezept, würde ich es liebend gerne teilen“, sagt sie lächelnd. „Positivität ist einfach ein Teil von mir. Natürlich habe ich auch mal schlechte Momente. Vor allem während der Chemotherapie gab es Tage, an denen ich kaum aus dem Bett kam“, berichtet Sarah. Hier hat ihr die Erfahrung mit CF geholfen, Kraft zu entwickeln: „Meine Höhen und Tiefen mit der Mukoviszidose haben mir gezeigt, dass es sich lohnt dranzubleiben und zu kämpfen.“ Auch anderen Betroffenen rät sie genau das – schwierige Situationen aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten und sich zu fragen “was kann ich Positives für mich aus dieser Situation ziehen?“

Man kann zwar nicht ändern, welche Erkrankung man bekommt, aber man kann bestimmen, wie man mit ihr umgeht. Sarah Schott

Neben ihrer positiven Einstellung schöpft sie Kraft durch ihre Familie und Freunde: „Zu wissen, dass ich Menschen in meinem Leben habe, die meinen Weg mit mir gehen, bedeutet mir sehr viel.“ Auch der offene Umgang mit ihren Erkrankungen auf ihrem Instagram-Account ist ein wichtiger Aspekt ihres Lebens, der sie stärkt. Mit ihrem Kanal erreicht sie viele verschiedene Menschen, nicht nur CF- oder Krebs-Betroffene. Zu ihren Abonnenten gehören auch chronisch oder psychisch Erkrankte, sowie gesunde Menschen, erzählt sie. 

Sarah auf dem Fahrrad

Sarah auf dem Fahrrad. 

Blick in die Zukunft

Sarah weiß, dass ihre Geschichte sie durch ihr weiteres Leben begleiten wird – und das ist auch okay, denn: „Was ich durchmachen musste, gehört einfach zu mir. Es hat mich darin geprägt, wie ich mit anderen Menschen umgehe und wie ich auf die Welt blicke. Meine Erfahrungen haben mich gestärkt.“

Ihr Blick in die Zukunft ist optimistisch. Sie freut sich darauf, ihr Studium abzuschließen und Lehrerin zu werden und würde gerne eine Kreuzfahrt durch die Antarktis machen, um Pinguine zu beobachten. Was ist ihr größter Wunsch? „Vor allem will ich glücklich sein. Egal was das Schicksal noch bereit hält, ich will es schaffen, glücklich zu bleiben“, schließt sie ab.

Ich habe schöne Erfahrungen in schwierigen Zeiten gemacht. Sarah Schott

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Quellen
  1. Mukoviszidose e.V. Mukoviszidose über die Jahre: Folgeerkrankungen und Spätfolgen. Online verfügbar unter: https://www.muko.info/informieren/ueber-die-erkrankung/folgeerkrankungen#:~:text=Leberverfettung% 20(Steatose)%2C%20Vermehrung%20des,Gelenkentz%C3% BCndungen%20(Arthritis) Zuletzt abgerufen am 19.03.24
  2. Onko Internetportal. Fragen und Antworten zur CAR-T-Zell-Therapie. Online verfügbar unter: https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/non-hodgkin-lymphome/car-t-zell-therapie-wichtige-fragen-antworten.html Zuletzt abgerufen am 19.03.24