Zwei Personen im Freien.

Heuschnupfen und CF: Kein Problem?

Die Hauptflugzeit der Blütenpollen ist für dieses Jahr überstanden. Und doch können sie auch in den kommenden Monaten noch allergische Reaktionen auslösen. Wir erklären, wie sich Heuschnupfen bei Mukoviszidose-Betroffenen auswirkt.

Heuschnupfen ist eine weit verbreitete allergische Erkrankung: „In Deutschland reagiert etwa jeder Vierte allergisch auf Blütenpollen“, erklärt Dr. Holger Köster, Leitender Oberarzt an der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin am Klinikum Oldenburg. Darunter sind auch Allergiker mit Mukoviszidose.

 

Was genau ist eine Pollenallergie? [1]

Bei Heuschnupfen reagiert das Immunsystem übermäßig stark auf einen Kontakt mit Pollen. Es erkennt in ihnen nicht das harmlose männliche Erbgut im Blütenstaub, sondern Eindringlinge.

Als Reaktion auf die vermeintlichen Angreifer löst das Immunsystem eine Abwehrreaktion aus. Sie betrifft vor allem Körperstellen, die direkten Kontakt zu den Pollen haben: die Bindehaut der Augen und die Schleimhaut in der Nase. So entstehen die typischen Heuschnupfen-Symptome wie etwa tränende Augen und Niesattacken.

Übrigens: Pollenallergien treten vor allem im Frühling und im Sommer auf, also in der Hauptblühzeit der Pflanzen. Allerdings können allergische Reaktionen das ganze Jahr über vorkommen. So blühen andere Allergieauslöser wie etwa Gräser nicht nur im Frühjahr, sondern können mit ihren Pollen bis Ende Oktober allergische Reaktionen auslösen.

Auswirkungen auf den grundsätzlichen Verlauf der CF müssen sie allerdings nicht befürchten. „Beide Erkrankungen treten unabhängig voneinander auf“, erklärt Dr. Holger Köster. Die Ursachen hinter einer Pollenallergie haben also nichts mit den genetischen Faktoren, die eine Mukoviszidose bedingen, zu tun.

 

Beide Erkrankungen treten unabhängig voneinander auf Dr. Holger Köster

Das sind gute Neuigkeiten. Aber: Der Heuschnupfen kann ein paar CF-Symptome verstärken – einige CF-Symptome aber auch den Heuschnupfen. Dr. Holger Köster: „Haben Betroffene durch ihre Mukoviszidose bereits Probleme mit den Atemwegen, kann eine Allergie das Ganze noch verstärken. Etwa bei einer chronisch verlegten Nase.“ Dadurch kann auch die Pollenallergie stärkere Symptome entwickeln, als sie es bei Menschen ohne Mukoviszidose tun würde.

Dieses Zusammenspiel macht es auch schwierig, eine Pollenallergie überhaupt zu erkennen. „Zuerst sucht man die Ursachen für solche Beschwerden bei der CF. Bis dann klar wird: Aha, da steckt noch etwas anderes dahinter“, sagt Dr. Holger Köster.

 

Von Schleim und Flimmerhärchen

Die Lunge ist eines der am stärksten von Mukoviszidose betroffenen Organe und so unterscheiden sich die Atemwege von Menschen mit von denen ohne Erkrankung. Das führt mitunter dazu, dass typische durch Mukoviszidose verursachte Atemwegssymptome die eines Heuschnupfens überdecken. Wieso das so ist, erfahrt ihr bei CFSource.de.

Beeinflusst Heuschnupfen die CF-Behandlung?

Klare Antwort: Nein. „Die Dauertherapie der Mukoviszidose wird durch den Heuschnupfen nicht weiter beeinflusst. Beide haben nämlich ganz unterschiedliche Auswirkungen.“ Das bedeutet: Die medikamentöse CF-Therapie lockert festsitzenden Schleim oder behandelt bakterielle Infektionen – während das pollengeplagte Immunsystem eine Abwehrreaktion an den Schleimhäuten auslöst.

Oder beeinflusst Mukoviszidose die Heuschnupfen-Therapie?

Auch hier lautet die Antwort: Nein. „Die einzige Auswirkung ist, dass CF-Betroffene zusätzlich noch Allergiemedikamente einnehmen müssen“, sagt Dr. Holger Köster.

Ansonsten können sie ihre Pollenallergie genauso behandeln wie Menschen ohne Mukoviszidose: bei leichter Ausprägung mit Antiallergika (Tabletten, Nasenspray, Augentropfen) und bei starker Ausprägung mit einer Hyposensibilisierung. Diese Hyposensibilisierung wird auch spezifische Immuntherapie genannt und ist die derzeit einzige Möglichkeit, eine Pollenallergie an der Ursache zu packen: dem überreagierenden Immunsystem.

Wichtig: CF-Patienten mit Allergien sollten die Einnahme neuer Antiallergika immer zuerst mit ihrem CF-Arzt besprechen. Nur er kann entscheiden, ob die Mittel neben der bestehenden Mukoviszidose-Therapie eingenommen werden dürfen oder ob es Wechselwirkungen geben könnte.

 

DE-20-2200195

Quellennachweise
  1. Lungenärzte im Netz. Online verfügbar unter: https://www.lungenaerzte-im-netz.de/krankheiten/heuschnupfen/was-ist-heuschnupfen/ – zuletzt abgerufen am 08.12.2022