Schwanger mit Mukoviszidose: Was CF-Betroffene mit Kinderwunsch beachten sollten
Erstellung des Artikels: 2023 (zuletzt aktualisiert: April 2024)
Eine Schwangerschaft kann für Frauen mit zystischer Fibrose (CF, Mukoviszidose) eine Herausforderung sein, da diese chronische Erkrankung erheblichen Einfluss auf die Lungenfunktion und andere Organe, unter anderem auch das Fortpflanzungssystem, haben kann. Trotzdem sollten Betroffene die Hoffnung nicht ganz verlieren: Bei engmaschiger medizinischer Betreuung und Kontrolle des Gesundheitszustandes kann eine Schwangerschaft möglich sein. Das jedenfalls ist das Mantra von Sandra: „Als siebenfache Patentante war schon immer mein größter Wunsch, selbst einmal Mama zu werden“, erklärt die zum Zeitpunkt des Interviews 30-jährige.
Mein Motto war immer, seit ich denken kann: Ich habe zwar Mukoviszidose – sie ist ein Teil von mir, aber sie bestimmt mich nicht.Sandra
Der Kinderwunsch wird konkret
Die Pläne, ein Kind zu bekommen, nahmen bei Sandra und ihrem Partner Marc immer mehr Formen an. Seit acht Jahren ein Paar, fand ihre Hochzeit im Dezember 2021 statt. Von Beginn an war es beiden wichtig, bei dem Thema Familienplanung medizinisch auf Nummer sicher zu gehen. Eine humangenetische Diagnostik, eine sogenannte DNA-Analyse, sollte ausschließen, dass der werdende Vater Träger einer CF-verursachenden Mutation ist: „Wir hätten uns beide nicht vorstellen können, das Risiko einzugehen, den Gendefekt wissentlich an unser Kind weiterzugeben“, sagt die gelernte Verwaltungsangestellte. Ein weiteres Kriterium für die beiden war, dass Sandras Lungenwerte stabil und verlässlich bei 50 Prozent liegen: „Ich wollte meine Schwangerschaft nicht ständig in der Angst verbringen, dass die Ärzte um mein Leben kämpfen müssen und ich sogar mein Kind gefährde“, sagt sie.
Unter intensiver Betreuung ihrer behandelnden Ärztin hat Sandra es schließlich geschafft, diese Werte zu erreichen: „Ich habe meine Therapie etwas verändert und mit viel Sport und Physiotherapie an meinem Gesundheitszustand gearbeitet.“
Den Moment, als sie die Gewissheit hatte, endlich schwanger zu sein, wird sie nie vergessen: „Ich war mit meinem Mann Marc, mit meiner Schwiegermutter und der Tante meines Mannes shoppen. Ich hatte die ganze Zeit das Gefühl, dass etwas anders ist“, erinnert sie sich.
Als der Test dann zu Hause zwei Striche anzeigte, bin ich schreiend und weinend zu meinem Mann gelaufen. Wir konnten unser Glück kaum fassen.Sandra
Die Schwangerschaft – ein Wechselbad der Gefühle
Die ersten drei Monate hat die werdende Mutter als anstrengend empfunden. Unterleibsschmerzen, Müdigkeit und Übelkeit waren die größten Herausforderungen. Und immer schwang – wie bei jeder werdenden Mutter – ein bisschen Angst mit, dass etwas Unvorhergesehenes passieren könnte. Doch mit fortschreitender Schwangerschaft legten sich Unsicherheiten, wozu auch ihre physiotherapeutische Begleitung erheblich beigetragen hat: „Wir haben sehr viele Atemübungen gemacht, damit meine Lunge weiterhin trainiert bleibt”, sagt sie.
Das war vor allem in der späteren Phase wichtig, weil der wachsende Bauchumfang auf die Atmung zu drücken begann. Durch ihr Ärzteteam und zwei Kliniktermine, bei denen auch ihr Diabetes überprüft wurde, hat sich Sandra stets sicher aufgehoben gefühlt. Wer würde sich sonst einen Umbau und den Umzug in ein neues Haus in der Schwangerschaft zutrauen, so wie es die junge Brandenburgerin auf den letzten Metern gemacht hat? Außerdem hat Sandras behandelnder Arzt sie beruflich rausgenommen, was ihr während der Schwangerschaft sehr geholfen hat, berichtet sie.
Kleine Rituale haben Sandra geholfen, auch mental gut durch die Schwangerschaft zu kommen. „Ich habe mir abends eine Spieluhr auf den Bauch gelegt und meiner Kleinen von dem Tag erzählt“, so die junge Mutter.
Es war Freude pur für mich und mein Gedanke während der ganzen Schwangerschaft: Je entspannter ich bin, desto entspannter ist auch mein Kind im Bauch.Sandra
Wie die kleine Malea so manche Anstrengung wettmacht
Dass die Geburt, ein Kaiserschnitt, kein Spaziergang war, hat Sandra inzwischen fast vergessen. Nur die schweren Hustenanfälle, die kurz nach Entbindung an dem frischen Bauchschnitt rissen, sind noch in bleibender Erinnerung. Dafür haben sich die Abläufe mit der kleinen Malea inzwischen sehr gut eingespielt: Das kleine Mädchen schläft viel und lässt seiner Mutter genügend Zeit, um sich um ihre Therapien zu kümmern. Ein Physiotherapeut kommt regelmäßig in der Mittagszeit auf Hausbesuch und macht mit ihr Atemübungen. Und wenn sie mal in die CF-Ambulanz muss oder andere Termine hat, übernimmt ihr Mann die Betreuung. „Es ist wichtig, den eigenen Rhythmus auch dem Kind zu übergeben, damit man Zeitfenster gewinnt, die für einen selbst wichtig sind“, empfiehlt sie.
Ich möchte meiner Tochter mitgeben, dass sie sich keine Sorgen machen muss oder später Mitleid bekommt.Sandra
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